Vorgeschichte...
Es war etwa Sommer 2021, ( noch bevor ich die beiden Carina’s gebaut habe..), dass ich im Internet zu einer originalen, gut erhaltenen Nautic von Graupner gekommen bin.
Das Schiff’chen war voll ausgestattet, mit Servos, Drehzahlsteller und Bürstenmotor, gut lackiert und bis auf ein paar kleine Details wie abgebrochenen Antennenmast und einige fehlenden Stützen der hinteren Reling war alles da.
Im Sommer 2022, zu einem Badefest in Wieselburg wurde sie dann auch vorgefahren und sieh da, das Teil zog ab wie Schmidt’s Katze...
Hatte es trotz den Bürtenmotor mit dem 3S Lippo ( vielleicht wäre ein 2S besser gewesen…) genug Power um mit der verbauten Rennschraube ins Gleiten zu kommen. Dann kam das Projekt „Carina’s mal 2“ und mein Fokus war anderwertig bestimmt.
Als dann das "CARINA" Projekt abgeschlossen war, die Tage immer kürzer und die Temperaturen tiefer wurden, suchte ich nach Beschäftigung. Da viel mir die NAUTIC ein, die da ein wenig Zuwendung benötigen könnte. Zum einen wegen des fehlenden Mastes zum anderen ( und das war das eigentliche Thema..) wegen der bereits sehr in die Jahre gekommennen Lackierung.
Das Weiß hatte mit den Jahren gelittten und tendierte ins leichte Beige, war ja auch nicht verwunderlich, wenn es seine Zeit irgendwo jahrelang am Kasten gefristet hat…
Zum anderen gab es einige Stellen, die mir nicht so ganz gefielen. War da doch die
alte Antennebefestigung aus den Zeiten der 35 und 40MHz Ära, ein paar unschöne Kanten und Übergänge, die über das Deck laufende Ruderansteuerung und die „Filz-Polsterung“ der
Rückbank.
Da war doch sicher "Luft nach oben."..
"Strip the NAUTIC"......
An einen regnerischen Samstag Nachmittag begab sich die Nautic also in die heimische Werft, oder besser gesagt, auf den heimischen Werkstatt-Tisch.
Sämtliche Anbauteile wie Klampen, Lufthutzen, Bugluke, etc. wurden vorsichtig entfernt, die RC Technik bis auf den Motor ausgebaut, die Ruderanlenkung und das Ruder demontiert.
Übrig blieb die „nackte“... pardon, „blanke“ NAUTIC, die dann mittels Nass-Schleifpapier einmal gründlich bearbeitet wurde.
Eine ziemliche „Schweinerei“, wie man sich vorstellen kann. Auch erinnerte der Geruch der Farbe an die guten, alten 80ziger... eine kleine Zeitreise, also…..
Die defekten Stellen waren mit Leichtspachtel ausgebessert, manche Ecken und Kanten sauber abgeschliffen und alte Löcher aufgefüllt worden.
Dann nochmals unsaubere Stellen mit Schleifpapier und Leichtspachtel bearbeitet. Danach wurde der Innenraum mit Papierkrepp abgedeckt, um die verbleibende Technik zu schützen, alles mit Bremsenreiniger gesäubert und nochmal grundiert…
Von der vorherigen Rumpf-Lackierung waren noch leicht die Übergänge sichtbar, die nutzte ich um hier wieder die Abdeckbänder für die Lackierung anzubringen.
Die ganze Prozedur dieser 3- Farben Lackierung dauerte so seine Zeit, denn nach der letzten Grundierung wurde erstmal Rumpf und Deck mit Weis ( RAL9016) als Basisfarbe lackiert, dann der Rumpf mit Blau und Grau ( hier kam wieder die Grundierung als 3. Farbe) zum Einsatz…
Danach widmete ich mich der nächsten Baustelle. Die seitleich Aufkleber unter dem Kajütenfenster waren alte Papier-Aufkleber. Da diese Decals nicht mehr verfügbar sind, war hier also Handlungsbedarf.
Erst wollte ich sie durch mehrere Folienplots einzeln erstellen und dann aufeinander kleben. Der Aufwand für die zwei einzelnen Aufkleber stand jedoch in keinster Weise zur Relation des Ergebnisses.
Auch eine Designfirma damit zu beauftragen, erschien mir zu überzogen. Also kramte ich in meiner Lade mit den Airbrushfarben und fand silberne und blaue Farben, die ganz gut zu dem Original passten.
Also mal rasch zwei Stunden mit Abkleben und Maskieren verwendet um die Grundfarbe ( Silber ) aufzutragen. Danach kam die Maskierung mit 2mm Abdeckstreifen für die blaue Farbe.
War ein wenig mühsam aber schließlich wurde mit Blau darüber gegangen und nach ca. 15 Minuten die Maskierungen abgenommen. Meines Erachtens für den Aufwand ein gelungenes Ergebnis.
Hintere Reling...
Die bestehende, originale Reling aus 2mm ABS war schon ein wenig ramponiert und wenig geeignet, sie aufzuarbeiten und wiederzuverwenden.
Auf Grund der Erfahrung bei meiner Commodore ( damals jedoch in Holz…), wollte ich es diesmal mit Messing versuchen.
Beim Händler meines Vertrauens erwarb ich Messingmaterial in 6x0,7x350mm. Damit konnte begonnen werden….
Das ursprüngliche Geländer diente als Muster und wurde auf einem Stück Holz aufgezeichnet. Dann wurden die Messingteile ausgeschnitten und aneinandergelegt.
Da die 0,7mm zu dünn für die Reling waren, wurde das Ganze mal 2 erstellt, um es dann „aufzudoppeln“. Danach wurde die erste Lage fixiert und verlötet.
Die Oberfläche wurde im Anschluss vom Zinn befreit und abgeschliffen und die zweite Lage darauf verlötet…
Nachdem auch diese Lage aufgelötet wurde, begann das ganze Abschleifen nochmal, denn die Oberfläche ( in dem Fall die Unterseite) musste für das Grundieren möglichst glatt sein.
Auch mussten danach die Löcher für die Stützen gebohrt werden.
Die Stützen entstanden aus 2mm Rundmaterial, die ich auf 27mm ablängte und nebeneinander mit gleicher Tiefe in eine Holzplatte steckte. Als Auflage dienten 2mm Messing-Beilagscheiben, die idarübergeschoben und mit den Rundmaterial verlötete wurden.
Danach wurden die Stützen in die Bohrmaschiene gespannt und mit der Rundfeile in Form gebracht.
Da die Bohrungen dafür schon in der Reling gebohrt wurden, konnten nun alle Stützen in die Bohrungen gesteckt und am Boden und die Bohrschablone gesteckt werden.
Jetzt wurde noch die vorderste schräge Stütze positioniert und ebenfalls verlötet. Es erfolgte mal wieder eine kleine Schleiforgie mit der Feile und danach mit 400 Schleifpapier…
Nun konnte die Reling erstmal zur Probe hinten am Heck positioniert werden. Dann wurde mit schmalen Malerkrepp der Rand des Bootes beklebt, um die genauen Positionen für die Bohrlöcher zu markieren.
Da ich kein Freund von Verklebungen bin, war vorgesehen, die Reling nur steckbar zu machen. Dadurch kann man sie zum Transport oder Reinigung leicht entfernen, indem man sie nur vorsichtig aus den Bohrlöcher zieht.
Nachdem die Reling nun geschliffen und vorbereitet wurde, wurde sie auch grundiert und lackiert.
Parallel dazu wurde auch die Umrandung vorbereitet. Dazu wurde mit Bleistift die innere und äußere Kontur vorgezeichnet.
Mit schwarzen Edding entstand nun Linie für Linie, bis diese eine volle Fläche vorlag.
Ruderanlenkung und Anbauten...
Da das alte Heckbereich eine langweilige und öde Oberfläche war, wurde schon im Vorfeld am AutoCAD ein Plankendesign erstellt, welches dann auf 1mm Pappelsperrholz gelasert wurde.
Die Öffnung für das Ruderservo wurde gleich integriert. Die Position würde dann später durch die Rückbank verdeckt sein.
Das Ruderservo wurde zuvor von seinen Befestigungslaschen befreit, um möglichts tief zu sitzen und wird dann nur mehr in die Öffnung gesteckt und mit ein paar Tropfen Sekundenkleber fixiert.
Da die alten Lufthutze und die Bugluke nicht so recht meinen Vorstellungen entsprach, wurden sie wie ein paar anderen Teilen auf dem 3D Drucker neu erstellt.
Danach wurde diese Teile grundiert und lackiert und an den Lufthutzen noch kleine, feinmaschige Gitter geklebt, die zuvor mit dem Edding schwarz angestrichen wurde.
Sowohl Lufthutzen als auch Bugluge bekamen einen kleinen Drahtstift, um sie später im Oberdeck steckbar zu machen.
Die Bugluke wurde dann noch farblich verschönert, soweit das in der Größe eben möglich war….
Als letztes Detail wurde noch der Handlauf oben am Kajütendach erstellt. Das Original war aus Kunststoff und für eine Wiederaufbereiung nicht geeignet.
Da sieht eine Version aus Messing schon besser aus! Sie ist ebenfalls nur
gesteckt!
Schließlich wurde dann nochmal die hintere Reling aufgesetzt um das Gesamtbild zu checken...
Für die Poller hatte ich keine Elemente gefunden, die mir zusagten. Bei einer Nachfrage bei meinem „Haus & Hoflieferanten“ konnte mir jedoch geholfen werden… Er hatte Messingteile, die aus einen Einzelpoller und einen 8mm langen M2 Gewindestift ausgeführt sind.
Finale Arbeiten...
Die Sitze und die hintere Sitzbank sind noch nicht gefertigt, denn sie sind noch im Originalzustand und haben die rote Filzbespannung. Die neuen Hoch-Sitze vor der Kajüte sollten eine zwei-färbige Ausführung bekommen. Weise Polsterung mit blauen Innenpolster.
Dazu wurde erst ein Grundgestell erstellt, das dann mit 5x5mm Balsa umrandet wurde. Die Mittelteile, also die „Polsterung“, wurde aus 4mm Balsa zugeschnitten. Alle Teile wurden danan mit Porenfüller behandelt und nach dem Austrocknen mit 400er Schleifpapier „geglättet“. Dann wurde schon mal mit Besatzung „probegesessen“…
Für die Rückbank wurde auf den 3D Drucker zurückgegriffen und eine neue Form und gering abgeänderte Größe erstellt.
Benötigte zwar ca. 5 Stunden zum Drucken….aber die Kaffemaschine war mein Freund… 😊
.
Da auch hier ein ähnliches Design wie die beiden Sitze bei der Kajüte erfolgen soll, werden die “Sitzpolster” zusätzlich zu erstellen. Sie bestehen aus 3mm Balsa-Holz und wurden zuerst sowohl für die Rücklehne als auch die Sitzfläche zugeschnitten, verschliffen und mit Porenfüller gestrichen.
Danach auch hier mit 400er Schleifpapier grob oberschliffen und grundiert. Sicherheitshalber in “Reih und Glied” aufgelegt, damit beim nachträglichen Lackieren nichts verwechselt wird und die Teile richtig zusammenpassen.
Anschließend wurden die weißen Teile auf einen separaten Träger fixiert, ebenfalls jene für die blaue Lackierung.
Projekt abgeschlossen.....
Ausfahrt im Pool....
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