Knick-Lenker...

Es passiert immer wieder, dass man nicht genau weiß, was man an einem regnerischen Tag tun soll. Solche Tage enden meistens damit, dass man sich selber dazu überredet, gewisse Räumlichkeiten oder Lagerbereiche einer intensiveren Räumung zu unterziehen.

Ursprünglich sollte hier nur mal ordentlich „Klar Schiff“ gemacht werden und alles alte Zeug und Kram entsorgt werden.

 

Wie es nun mal so ist, endete der Tag damit, dass zwar ein Großteil altes Zeug der endgültigen Verwertung zugeführt wurde, ein wesentlicher Anteil jedoch nicht sortiert, sondern sondiert wurde…….nach dem Motto: Was habe ich eigentlich noch Verwertbares?

Über die Art und Konstruktion war ich mir damals noch gar nicht einig, aber so ein Geländefahrzeug mit einem Knick wir ein Radlader, das könnte was sein......

 

Ableger dieser speziellen Fahrzeuge werden vor allem in der Bautechnik eingesetzt und bestechen durch ihre Wendigkeit und Geländetauglichkeit. Schiere Kraft und modernste Technik ermöglichen hier ein effektives Arbeiten in schwer zugänglichen Terrains.

 

Ich wollte eine andere Variante dieser Fahrzeuge bauen. Da ich so einige Teile wie Kugellager, Nadellager, Achsen, Felgen, Räder, Motor und Karosserie bereits hatte, konnte der Zukauf von Teilen entfallen.

 

Das Chassis wurde aus Aluprofilen gefertigt, entsprechende Winkel gebogen und gebohrt und miteinander verbunden. Da es sich um Vorder- und Hinterwagen handelt, musste ein Zwischengelenk erstellt werden, welches sowohl Kraft- , als auch Formschlüssig sein musste.

 


Es geht los....

Die Verbindung im Mittelbereich wurde durch eine Art Kreuzgelenk realisiert, da hier nicht unbedingt genauestes Arbeiten meinerseits erforderlich ist.

Die Achsen bestanden aus alten TAMIYA-Achsen und wurden durch Kardan‘s angetrieben.

Da beide Teile durch das Gelenk in der Mitte in beiden Achsen drehbar sind, konnte auf eine Federung der Achsen verzichtet werden, das Teil würde sich theoretisch um seine komplette Längsachse drehen können….theoretisch!

 

Als Servo kam ein altes Prava Servo zum Einsatz. Mit mächtig Drehmoment und zusätzlicher Stromversorgung.

Dies würde ausreichen, alleine durch die direkte Anlenkung das Fahrzeug auch im Stillstand zu drehen.

 

Als Motor kam ein Industriemotor zum Einsatz, der über ein Eigenbaugetriebe mit entsprechender Untersetzung für genug Kraft auf die beiden Achsen sorgen sollte.

 

Die Karosserie wurde im hinteren Bereich um ein Stück verlängert und anschließend in knalligen Rot lackiert. Als Spannungsversorgung fungiert ein 7,2 Volt Akku mit 2500mAh, der für genügend Fahrzeit und eine Menge Spaß sorgt.

 

Das Teil ist absolut nicht aufzuhalten. Solange die Räder genug Gripp haben, fährt er über Stock und Stein.

 

Einziger Wehrmutstropfen: Enge Kurven können nur bedingt gefahren werden, da auf Grund der Krafteinwirkung das Fahrzeug im eingeschlagenen Zustand dazu tendiert, den Vorderwagen um seine Längsachse zu überdrehen. Wenn man aber darauf achtet, ist dem Kletterspaß keine Grenze gesetzt…….und er fällt auf !

 


Der Rahmen...

Da es sich hierbei um ein Gestell mit Vorder- und Hinterwagen handelt, welches in der Mitte durch ein Drehgelenk verbunden war und ich keinen Lastausgleich haben wollte, konnte ein Mitteldifferential entfallen. Der Antrieb läuft wie bei einem Radbagger durch das Mittelstück, einziger Unterschied ist jedoch, dass meine Achsen starr am Rahmen befestigt sind. Die Geländefähigkeit wird durch das Mittelstück erzeugt, welches sowohl Drehungen um die Längsachse als auch um die „ Hochachse“ ermöglicht.


Der Hinterwagen...

Aus dem mir zur Verfügung stehenden Material wurde ein 10x10 mm Alu Rechteckprofil gewählt. Davon lag genug rum und es lässt sich leicht bearbeiten. Kostenpunkt: Bereits „abgeschrieben“ !!

Die beiden Längsteile wurden auf 25 cm abgelängt und an einem Ende mit einem 3 mm Blech abgeschlossen, welches am Ende um 90° abgewinkelt wurde.

Diesen Winkel benötigte man zur Aufnahme des Super-Spezial-Charlie-Teiles!

"Cherly" deswegen, weil mir mein mittlerweile verstorberner Modellbaukollege "Charly" den Teil erstellt hat...

Dieser Teil wurde sowohl nach oben als auch seitlich gebogen, um eine Art Schaufel zu erhalten. Anschließend wärmte man den Backofen an und machte mich bei meiner Mama beliebt, indem ich ihren Backofen zum Aushärten des UHU-Endfest nutzte....


Das Knickgelenk...

Herz des Knickgelenkes ist das „Spezial-Teil“, welches in einem Art Nadellager geführt wird.

 

Durch den Innenteil lassen sich zwei Kugellager 5x6x11 einführen und sorgen für eine spielfreie Lagerung der Antriebs-Welle.

 Von einer befreundeten Schlosserei wurde aus 3mm Alu 3 Stück U-Winkeln gebogen, die spielfrei ineinander passten .Daraus entstand für den Hinterwagen das Führungsteil und für den zukünftigen Vorderwagen das Vorderteil.

Der schwierigste Teil jedoch lag noch vor mir.

Alle drei Teile mussten so miteinander verbohrt werden, dass es beim gemeinsamen Zusammenbau und späteren Einbau der Durchtriebswelle nicht "eckte".

Die beiden Drehpunkte an der Ober- und Unterseite entstanden aus 5 mm Silberstahl. Jenes U-Profil, welches über das Drehteil am Hinterwagen befestigt ist, erhielt als Lagerung einen eingeklebten Messingteil, in dem sich die 5 mm Silberstahlachse dreht.

 

Die beiden Vorderteile erhielten nur einfache Bohrungen, und die beiden Stifte werden durch jeweils 2 Sprengringe gesichert, die mittels Eisensäge auf der Drehbank in die Achse geschnitten wurden.

Ursprünglich hatte ich vor, die Achs-Verbindung zwischen Vorder-und Hinterwagen mittels eines Kardangelenkes zu realisieren. Da dies aber ein sehr genaues Bohren und Bearbeiten der Lagerungen und Achsdurchführungen verlangt und ich die Maschinen nicht dafür habe, entschloss ich mich zum Einsatz eines Knochengelenkes.


Karosserie...

und da war noch...


Beim Vorderwagen kam eine weitere Erschwernis hinzu:

Hier war auch gleichzeitig das Getriebe untergebracht.

Ich als absoluter Neuling im Getriebebau konnte mich nur schwer entschließen, diesen kalten Schritt ins Nasse Wasser zu tun aber es blieb mir nichts Anderes übrig.

Erst mal wurden die bereits vorbereiteten Zahnräder ausprobiert, welche Kombination sich am Bestens eignen würde. Auf AutoCad wurde das Getriebe gezeichnet und anschließend auf die beiden Außenteile aus Alu übertragen.

 

Für spätere Änderungen an der Untersetzung wurde die Motorbefestigung so ausgelegt, das jederzeit ein anderes Zahnrad auf die Zwischenwelle montieren werden kann.

Der dadurch entstehende Achsabstand der Zahnräder kann mit der Motorbefestigung ausgeglichen werden. Auch im Vorderwagen wurde wieder ein Winkelblech zur Aufnahme des Drehteiles und des Getriebes verwendet.

 

Mit Endfest 300 verklebt und anschließendem Ausbacken im Ofen erhält es eine tolle Festigkeit. Gleichzeitig dient es das Winkelblech als Montagehilfe der beiden vorderen Alu-Profile ( 10x10mm), die mittels gleicher Montagetechnik wie bereits im Hinterwagen die Vorderachse aufnehmen. Sämtliche Kardangelenke( 4 Stück ) stammen aus Tamiya-Beständen und kommen hier zum Einsatz.


Lenkung & Antrieb...


Getriebe...

Endarbeiten...


Schlusswort...

Das Fahrzeug wurde seinerzeit mit viel Sorgfalt und Aufwand erstellt und kam auf diversen Messen und Veranstaltungen zum Einsatz.

Im Zuge einer Veranstaltung 1995 hat sich ein Besucher jedoch so in dieses Fahrzeug "verliebt", dass es den Besitzer gewechselt hat.

Sollten dennoch Fragen betreffend dieses Fahrzeuges bestehen, stehe ich gerne zur Verfügung!